Ein Natursee mit wenig Angeldruck sollte für mich in 2015 eines meiner Anlaufziele sein. Er ist etwa 150 ha groß und passt damit genau in das Beuteschema meiner bevorzugten Seen. In der Vergangenheit lagen viele dieser vom mir befischten Seen zwar in Frankreich, aber auch in Deutschland finde ich diese Größe spannend. Der Reiz des Unbekannten ist es, der mich seit den ersten Tagen meiner Karpfenangelei nicht mehr los lässt. Wenn jeder Fisch bekannt ist und einen Namen hat, ist die Sache für mich nicht mehr so reizvoll.
So auch in diesem Fall. Es war zwar zu erwarten dass ein Außnahmefisch sehr schwer zu fangen sein wird oder gar nicht vorhanden ist, aber das ist nicht immer vorrangig.
Es ist Mitte Mai und Ich fische mit einem Freund die erste Nacht. In der flachen Bucht steht schon viel Kraut und die Fische scheinen das Futter angenommen zu haben. Hier und da springt ein Carp aus dem Wasser. Eigentlich ist jetzt schon klar was passiert, denn der See verfügt über einen guten Bestand. Tatsächlich laufen die Ruten nach kurzer Zeit mehrfach an. Wir drillen mehr oder weniger die halbe Nacht Fische bis Anfang Zwanzig. Ein wirklich gelungener Start!

Einer der 20er
Am frühen Morgen läuft eine Rute am Ende des Krautfeldes in Tiefe ab und ich bin dran mit Drillen. Ich denke zuerst der Fisch hängt ebenfalls im Kraut und folge ihm mit dem Boot. Als ich über dem Fisch bin ist klar; das ist ein besseres Kaliber!
Nach recht kampfstarken Drill kann ich die Schlacht für mich entscheiden und ziehe einen tollen Schuppi von 32 Pfund über den Kescher. Der erste Altbestandsfisch in der ersten Nacht, toller Erfolg!

Der 32er
Ich setzte in meinem Kopf eine Markierung: „Nicht übel, erneut ansitzen. Vielleicht ist das schon die Laichbucht“
Also bin ich am folgenden Wochenende wieder da, dieses Mal nur mit aus einem anderen Winkel um das Kraut zu vermeiden. Ich füttere großflächig Partikel um krautfreie Stellen zu erzeugen, auf denen ich dann fischen kann. Als ich ankomme wird mir klar dass das Kraut einen riesigen Sprung gemacht hat und schon fast bis direkt unter die Oberfläche steht. Ob ich den Übergang in den tiefen Bereich noch befischen kann?
Als ich über den Futterplatz gleite, sehe ich sehr trübes Wasser und jede Menge Krautfetzen.“ Ja, das geht los heut Nacht.“: denke ich mir. Mir ist nicht klar was noch kommen soll.
Ein weiterer Altbestandsfisch
Wie zu erwarten drille ich 7 Fische bis zum Morgengrauen, wobei wieder ein toller Altbestandsschuppi den Weg in mein Netz findet. Sehr zufrieden sitze ich im Zelt und freue mich schon innerlich auf die Fotosession. Plötzlich fährt eine Rute ab und die ROC XRS spielen mein Lied.
Der Fisch ist nicht besonders groß und daher gebe ich mir kaum Mühe. Als er in Ufernähe kommt sehe ich diesen seltsamen weißen Glanz im Wasser und muss ein zweites Mal hinsehen. Mein Knie werden weich und ich bin schlagartig nervös bis zum geht nicht mehr. Mit zittriger Hand ziehe ich den Fisch über den Kescher. JAAAAAAAA, hab dich!!!!! Ich schau erneut in den Kescher. Is ja nicht möglich, mein erster Koi und was für einer!

Da ist er, der Traumfisch!!
Fast 15 Jahre fahre ich nun nach Frankreich und habe in Deutschland alles um meine Heimatstatt umgegraben, doch ein Koi ist mir dabei noch nicht über den Weg gelaufen. Erst vor Kurzen habe ich im Carces den roten Koi gesehen und mich geärgert dass ich ihn nicht bekommen habe und jetzt fange ich einen weißen in einem unbekannten See um die Ecke. Das ist es was ich am Karpfenangeln so faszinierend finde, es kommt immer anders als man denke.
Jetzt steht der See erst recht auf meinem Plan, ein ganzes Stück weiter oben.
Dennoch komme ich erst wieder im Juli dazu hier weiter zu fischen und es sollte kommen was kommen musste. Es läuft natürlich nicht wie geplant (was beim Fischen eigentlich immer passiert) und wir müssen uns durchbeißen. Nachdem wir Fische an verschiedenen holding areas gesehen haben, entscheiden wir uns einen Bereich mit viel Totholz anzugreifen in dem wir mehrfach eine Gruppe hohe Spiegler gesehen haben.

Klein aber fein.
Es ist allerdings sehr schwierig den Spot zu befischen und wir fürchten Fische im Holz zu verlieren. Auch die Sub floats stimmen mich nicht wirklich zuversichtlich. Als wir am Freitag eintreffen sind gleich einige gute Fische im Holz zusehen und wir sind natürlich heiß. Jeder von uns bekommt in dieser Nacht einen starken Biss, doch wir können die Fisch nicht halten und verlieren Sie im Holz. So ein Mist aber auch!!
Wir verlegen den Futterlatz und vergrößern die Distanz zum Holz um beim nächsten Versuch besser vorbereitet zu sein. Doch natürlich bleiben jetzt die Bisse aus. Ich werde den einen Abend nicht vergessen an dem bestimmt 5-10 große Spiegler im Holz aus dem Wasser gesprungen sind und wir nicht einen Hub hatten. Auch das ist Karpfenangeln, leider.
Da im Herbst meine Tochter zur Welt kommen wird, werden wir unser Fischen hier gegen Ende des Sommers einstellen. Aber ein guter Fisch muss doch noch gehen, oder? Wir wechseln mehrfach die Spots und fangen auch immer unsere Fische, allerdings war bei 15 Pfund Schluss!

Da ist das Totholz

Der letzte Platz soll es richten.
Wir müssen uns wieder an das Kraut halten, es könnte den größeren Fisch bringen. Also wird ein letzter Spot ausbaldowert. Der Platz ist toll zu befischen und die kleinen Bäumchen im Flachwasser erinnern wieder an Frankreich. Das Gefühl ist zufrieden, da unten im Bauch. Nach einer kräftigen Ladung Futter über die letzten Wochen, sind wir überrascht nicht gleich einen Lauf zu bekommen. Oft ist das ein gutes Zeichen für einen dominanten Futterfisch. Die Spannung steigt.
Gegen 22:00 Uhr bekommt mein Kollege den ersehnten Lauf. Er sagt gleich zu mir: „Das ist ein Besserer.“ Der Fisch bleibt bis zum Schluss tief, doch dann gibt er sich geschlagen. Es hat tatsächlich geklappt, wir haben noch einen gefangen! Ein weiterer toller Schuppi aus dem Altbestand besichtigt unsere Abhakmatte. Nur um sicher zu gehen fische ich in der folgenden Woche eine weitere Nacht. Vielleicht gibt es ja noch mehr von denen hier. Es folgen aber nur die üblichen Verdächtigen.
Doch noch ein alter zum Schluss.
Also beenden wir unser Fischen in diesem tollen See für dieses Jahr um vielleicht im nächsten wieder zu kommen. In all dieser Zeit haben mich neue Produkte sowie Prototypen von CS begleitet und mussten im echten Einsatz bestehen. So wie es sich für einen guten Feldtest gehört.
Viele Grüße,
Arne Schierhorn
-Carp Sounder Supporter-