Seit langer Zeit fische nun wieder einmal an einem meiner Hausgewässer. Trotz der vielen Nächte die ich hier bereits verbracht habe, wird dieses Gewässer für mich immer etwas ganz Besonderes bleiben, denn hier fing Alles an. 1998 fischte ich hier meine erste Saison und war weitestgehend frei in der Platzwahl. Es gab nur Geschichten über die Fische, die hier möglicherweise schwimmen könnten. Ich habe seit der Anfangszeit viele hundert Fische in diesem Gewässer gefangen und es geht mir dabei wie Maik Pyka am Cassien, denn ich werde Sie nie alle fangen können. Das liegt daran, dass es sich um einen Altarm der Elbe handelt der gleich mit mehreren Flusssystemen verbunden ist.
- Somit tauchen immer neue unbekannte Fische auf und alte verschwinden spurlos. Es besteht dadurch aber auch die Chance auf einen großen Unbekannten, den „Big Un“, wie die Engländer sagen. Eben diese Tatsache reizt mich bei meinem Fischen am Meisten. Damit möchte ich jedoch nicht die Energie anderer Karpfenangler schmählern, die alles tun würden um den bekannten Zielfisch zu fangen; es ist nur eben nicht meins. Einen Fisch zu fangen, den außer mir wohl noch keiner kennt oder gefangen hat ist dagegen eine völlig andere Liga. Zielfisch John Doe eben…
Ganz schlüssig ist diese Argumentation freilich nicht, denn ich habe bereits die Meisten der hier lebenden Fische gefangen. Es geht mir jedoch um die Fische die ich bisher nicht überlisten konnte, denn dafür gibt es einen Grund. Obwohl man vielleicht schon viele der im Gewässer befindlichen Fische kennt, tauchen immer wieder Fische auf die man selber nicht fängt. Warum ist das so? Diese Frage habe ich mir wirklich schon viele Male gestellt. Eine eindeutige Antwort ist bisher nicht gefunden, aber es gibt einige Theorien die sich als stimmig herausgestellt haben. Es geht dabei auch um die Frage wieso gewisse Fische erheblich öfter gefangen werden als andere. Zunächst hängt es sicherlich mit offensichtlichen Unterschieden wie zum Beispiel dem Spot zusammen. Auch in meinem Hausgewässer sind viele Fische sehr Standorttreu und können eben nur dort gefangen werden wo Sie sich auch aufhalten. Ebenso Jahreszeit und sogar das genaue Datum spielen eine große Rolle. Es ist mittlerweile bekannt dass bestimmte Fische nur innerhalb weniger Tage des Jahres auf ganz bestimmten Plätzen gefangen werden. Dies trifft zum Beispiel auf einige große Fische des Rainbow Lake´s zu. Sie werden immer vom selben Angler gefangen weil eben dieser Angler immer in derselben Woche des Jahres auf demselben Spot sitzt, den er folglich gleich fürs nächste Jahr reserviert. Passenderweise handelt es sich hierbei vielleicht um einen hochrangigen englischen Firmenchef der damit den Eindruck erweckt als einziger in der Lage zu sein diesen Fisch zu fangen, was recht clever ist.
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Einer der einmaligen Fänge und damit etwas ganz Besonderes
Ebenso spielen selbstverständlich die Futterstrategie und Montage eine gewisse Rolle um sich von andern Anglern abzugrenzen. Auch wenn ich letzteren Einfluss für gering halte. Bei der Futterstrategie bin ich mir mittlerweile sicher, dass besonders erfahrene Fische ungewöhnliche Methoden anwenden um nicht gefangen zu werden. So konnte ich auf flachen Futterplätzen beobachten wie Altfische bewusste den Halbstarken den Vortritt ließen, obwohl Sie in der Rangordnung der Gruppe weiter unten stehen.
- Andere Altfische ziehen gänzlich alleine durch das Gewässer und fressen zu völlig untypischen Zeiten wie etwa um die Mittagszeit. Diesen einzigartigen Fisch konnte ich während meines Mittagessens fangen! Daher teile ich Altfische für mich in unterschiedliche Gruppen ein. Es gibt genau wie im Cassien Geisterfische, die gegen den Angeldruck und gegen ihre natürlichen Instinkte wie Windrichtung und Wassertemperatur den Angler aus dem Weg gehen.
Dann gibt es Herdenfische, die es in einer Gruppe von Fischen erfolgreich schaffen nicht gehakt zu werden. Natürlich gibt es auch die Fressmaschinen die immer gefangen werden und überall fressen. Doch im Laufe Ihres Lebens verändert sich oft das Verhalten solcher Fische. Ist euch nicht auch schon aufgefallen das gewisse Fische in zwei Jahren sehr oft gefangen werden (in meinem Hausgewässer wäre das etwa 7-10 mal) und danach einfach von der Bildfläche verschwinden? Es wird gern behauptet Sie wären gestorben, aber oft ist das nur Spekulation. Eben diese Fische zu fangen ist noch eine wahre Herausforderung! Daher ist es nur logisch seine Strategien auch ungewöhnlich und wiedersinnig zu wählen, da man Sie sonst nicht fängt.
Wie sehr man sich sein Gehirn auch zermartert so wird es immer Fische geben, die in kein Muster passen und die man nur durch viel Glück fängt. Oder hat man Sie doch nicht verstanden? Ein Freund von mir hat an diesem Punkt immer gesagt:
„Jetzt sind wir da angekommen wo der Weg zu Ende ist, dort wo die nächsten Platten gelegt werden“
So habe ich auch bei diesem Anlauf versucht mir einen Überblick über die Gesamtsituation zu verschaffen und die besonderen Fische zu fangen. Nach 5 verschiedenen Spots mit einigen „Halbstarken“, kamen die guten Fische mit einem Paukenschlag näher!
Einer der ganz selten gefangenen Altfische
So schnell kann es gehen und der Traumfisch ist im Kescher, wir waren völlig durch mit der Welt. Es ist eben auch immer das letzte Bisschen Glück erforderlich. Ich wünsche euch ebenfalls viel Glück bei eurer persönlichen Suche nach eurem ganz besonderen John Doe. Auf das Ihr niemals den Spaß an der Sache verliert. Wie immer haben mich auch dieses Mal die Produkte von CS bei allen Sessions begleitet. Dieses Mustang Pod wurde von mir ebenfalls zu etwas besonderem umgebaut, denn von der Stange kann doch irgendwie Jeder.
Wie es weiter geht werde ich euch auf bekanntem Wege verraten und wünsche bis dahin viel Spaß und Glück. Schaut doch wieder mal auf unserer Seite vorbei.
Arne Schierhorn
- Carp Sounder Supporter-